Philipp Unterschütz
Nach der Ankunft im peruanischen Huaraz hiess es im Bergführerbüro, es sei alles zu – Lawinengefahr –, man habe viel länger Niederschläge gehabt als normal. Unerfreuliche Neuigkeiten für die drei Bergsteiger Matthias Meister und Bruno Bäbi aus Alpnach sowie Romeo Imfeld aus Stalden. Sie hatten sich am 4. Juni aufgemacht, um innert vier Wochen sechs über 5500 Meter hohe Gipfel im Andenstaat Peru zu besteigen (Ausgabe vom 6. Juni). Nach der Akklimatisierung und Wanderungen um Huaraz gings dann aber nach zwei Tagen doch zur Sache. Nur einen Gipfel konnten sie wegen der Verhältnisse nicht besteigen und mussten deshalb einen anderen in Angriff nehmen. Matthias Meister und Romeo Imfeld haben auch den Huascarán, den mit 6768 Meter höchsten Berg Perus bezwungen. Seit vergangenem Wochenende sind die Gipfelstürmer zurück in der Heimat.
Der höchste Berg war eine Tortur
Der Huascarán sei extrem anstrengend gewesen, erzählen Matthias Meister und Romeo Imfeld. Die Besteigung begann auf 5400 Metern, neun Stunden brauchten sie für die 1400 Höhenmeter bis zum Gipfel. Vier Stunden für den Abstieg, obwohl die Strecke drei Mal so lang war. Die «dünne» Luft in dieser Höhe setzt zu. «Beim Aufstieg durch die Wand war die ‹Pumpe› am Anschlag, ich musste kämpfen», erzählt Matthias Meister. «Ich war ‹gottenfroh›, oben zu sein und nicht mehr weiter zu müssen.» Und Romeo Imfeld schildert die letzten paar hundert Meter zum Gipfel ebenfalls als Tortur. «Da setzt man einfach nur noch einen Fuss vor den anderen und sagt sich ‹weitergehen, weitergehen, weitergehen›.» Zugesetzt hat den beiden auch das Wetter. Was auf den Gipfelbildern unter blauem Himmel so schön aussieht, fühlte sich anders an. Es sei sicher minus 20 Grad gewesen, dazu blies ein Wind mit einer Stärke von etwa 120 Kilometern.
Kein Ort, um etwas zu probieren
Derweil die beiden am Huascarán ihr Letztes gaben, musste Bruno Bäbi im Lager ausharren. Zwar war er zuerst mit seinen Freunden ab dem Camp gestartet, musste aber schweren Herzens umkehren. «Ich hatte schon in der Nacht zuvor heftige Kopfschmerzen, und als diese nicht aufhörten, entschloss ich mich umzukehren. Später wäre das nicht mehr möglich gewesen. Ich war einfach nicht überzeugt, dass es bis oben reichen würde.» Das sei zwar schade, aber das Risiko wäre zu gross gewesen. «Das war wirklich der falsche Ort, um etwas auszuprobieren», meint auch Romeo Imfeld. Menschlich habe es hervorragend zwischen ihnen geklappt. Es hätte nie Probleme bei solchen Entscheidungen gegeben.
Bergsteiger haben Willenskraft
Nach dem dritten Gipfel beschlossen sie beispielsweise eine Strategieänderung und brachten jeweils zuvor ihre Bergsteigerausrüstung ins obere Lager und starteten dann tags darauf ohne weiteres Gepäck vom Basislager. «Dadurch mussten wir zwar mehr Höhenmeter zurücklegen, aber weniger tragen. Das war die reinste Form des Bergsteigens», sagt Romeo Imfeld.
Es gebe schon Selbstvertrauen, die Gipfel bezwungen zu haben. Dass man mit seinem Willen viel erreichen könne, wenn man nicht aufgebe, sei auch im täglichen Leben wichtig.
Hinweis
Im Herbst ist ein öffentlicher Diavortrag geplant. Das Reisetagebuch und viele Bilder findet man schon jetzt unter www.rmbperu.jimdo.com.